Dudeldorf/Badem/Kyllburg/Nimshuscheid. Sintflutartige Regenfälle haben am Samstagabend erneut für katastrophale Zustände gesorgt. Während es im Prümer Land ruhig blieb, erwischte es das Bitburger Land heftig. In Kyllburg droht gar eine Evakuierung.
Ein Unwetter am Samstag hat die Feuerwehrleute im Eifelkreis Bitburg-Prüm erneut in höchste Alarmbereitschatft versetzt. „Wir sind nicht nur an der Belastungsgrenze, wir sind schon darüber hinaus“, sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch. Denn die erneuten Regenfälle haben ungeahnte Schäden hinterlassen. So mussten am Samstagabend 900 Helfer ausrücken – Verstärkung gab es aus den Nachbarkreisen, ohne die es nicht gelungen wäre, die Folgen der Katastrophe abzumildern. Helfer von Feuerwehr, THW, DRK, DLRG, Bundeswehr und Polizei aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm waren im Einsatz. Unterstützt wurden sie von Kräften von der Air Base Spangdahlem, aus Bernkastel-Wittlich, aus Trier-Saarburg und von der Berufsfeuerwehr Trier.
Ein Schwerpunkt lag in Kyllburg. „Es hat nur wenige Minuten gedauert, bis der Korlesbach übergeschwappt war und unseren Garten überflutete. Unmittelbar danach begann das Gelände wegzubrechen. Die Steine donnerten zu Tal. So was haben wir hier noch nicht erlebt“, sagt Marlies Steffens, Anwohnerin in der Straße Am Steineberg. Ihr Garten wurde komplett weggespült, das Gartenhaus mit Geräten steht am Abgrund.
In dem riesigen Krater hängen eine Stromleitung und tonnenschwere Kanalrohre mehr oder weniger in der Luft. Sie drohen abzustürzen. Ein Fachmann vom Landesamt für Geologie und Bergbau war am Sonntag vor Ort und stellte eine konkrete Gefahr fest. Beim nächsten Regen könnte das Gelände weiter abbrechen und die darunter gelegenen Häuser gefährden. „Wir bereiten uns darauf vor, damit es im Ernstfall schnell gehen kann“, sagte Bürgermeister Josef Junk am Sonntagnachmittag in der Hoffnung, dass dieser Fall nicht eintreten möge.
Vor Ort in der Eifel waren auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Minister Roger Lewentz. Dreyer zeigte sich schockiert vom Ausmaß der Schäden. Der Kyllburger Georg Zahnen richtete deutliche Worte an die politisch Verantwortlichen: „Wir machen seit Jahren auf das Problem aufmerksam. Passiert ist bisher so gut wie nichts. Jetzt haben wir den Salat. Wir Anwohner erwarten jetzt eine tragende Lösung auf Dauer.“
Am Samstagabend waren die Wasser- und Geröllmassen den steilen Abhang hinuntergestürzt und hatten Teile der L 24 und der Bademer Straße in Kyllburg überflutet. Schnell stand auch hier alles unter Wasser. Die braune Brühe drang in die Keller und Wohnungen ein. Fritz Wagner, der in der Bademer Straße wohnt, sagte: „Unsere neue Haustür ist wunderbar dicht. Die hat das Schlimmste verhindert.“ Feuerwehr und zahllose freiwillige Helfer waren pausenlos im Einsatz.
Wegen der katastrophenartigen Zustände wurde im Eifelkreis um 20.40 Uhr Alarmstufe 4 ausgerufen, die technische Einsatzleitung lag beim Landrat. Unzählige Häuser waren überflutet. Das Telefonnetz fiel in vielen Orten aus oder war überlastet. In Philippsheim war die Trinkwasser-Versorgung unterbrochen.
Schwerpunkt des Unwetters war das Einsatzgebiet rund um Kyllburg, Badem, Gransdorf, Erdorf, Dudeldorf und Spangdahlem. Ins Erdorfer Kylltal, so berichtet Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch, sei das Wasser aus Badem in Sturzbächen heruntergelaufen. „Erdorf war wie eine Insel abgeschnitten vom Umland“, sagt er. Das Bahngelände war komplett überflutet, viele Häuser vollgelaufen. Auch die Zuggleise bei Erdorf wurden unterspült. Der Zugverkehr auf der Eifelstrecke wurde daraufhin komplett eingestellt.
Das Wasser sei überall rasant gestiegen, berichtet Larisch. So habe es beispielsweise innerhalb weniger Minuten 20 bis 30 Zentimeter hoch in Speicher auf dem Marktplatz gestanden. Der Ort sei aber weitgehend von Schäden verschont geblieben.
Sturzfluten mit großen Ästen und schweren Steinen bedeckten Bundes- und Landesstraßen und machten diese unpassierbar. Viele Straßen wurden durch die Feuerwehren, Polizei und den LBM komplett gesperrt. Die A 60 zwischen den Anschlussstellen Spangdahlem und Badem wurde komplett überschwemmt, der Verkehr lag dort lahm. Der Bahntunnel bei Wilsecker, der schon beim Unwetter vor einer Woche verschüttet worden war (der TV berichtete mehrfach), wurde erneut verwüstet. „Die unten an der Kyll gelegene Wanderbrücke ist wohl kurz vorm Einstürzen“, berichtet TV-Leser Manfred Stoos am Sonntag.
Im Bitburger Stadtgebiet selbst gab es nur kleinere Probleme, zum Beispiel in der Nansenstraße, wie Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch berichtet. Am stärksten betroffen von den Bitburger Stadtteilen war Matzen, wo es zahlreiche vollgelaufene Keller gab. Erstaunlich ruhig verlief der Abend im Nordkreis: Hier gab es laut Feuerwehr nur einen umgestürzten Baum auf der L 5 zwischen Nimshuscheid und Seffern sowie einen vollgelaufenen Keller in Weinsheim.
Um 0.45 Uhr wurde die Alarmstufe 4 schließlich aufgehoben und die Einsatzleitung zurück an die Verbandsgemeinden übertragen. Deweil hoffen alle, dass trotz neuerlicher Unwetterwarnungen alles ruhig bleibt.
Quelle: www.volksfreund.de